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Generalistik – geeignet um den Fachkräftemangel in der Altenpflege zu beheben?

Der Fachkräftemangel in der Altenpflege ist seit Jahren für die betroffenen Unternehmen und die politischen Entscheider offensichtlich. Erste Erfolge zur Eindämmung des Problems konnten aber bereits verzeichnet werden. Die Zahl der Auszubildenden ist in den letzten Jahren deutlich angestiegen.

Auch über Umschulungen wurden zahlreiche neue Fachkräfte gewonnen. Zusätzlich ist es gelungen, geeignete Mitarbeiter aus dem Ausland anzuwerben.

Mit der Einführung eines einheitlichen Ausbildungsberufes für alle Pflegeberufe ist die Bunderegierung aber auf dem besten Weg, die Erfolge der letzten Jahre zu verspielen. Eine generalistische Ausbildung kann am Ende nur eine Schmalspurausbildung sein. Die Altenpflege steht bereits als Verlierer fest. Das zeigen Vergleichszahlen aus nahezu allen Ländern, die eine generalistische Pflegeausbildung eingeführt haben.

Curriculum und Praxis

Ganz konkret wird im Rahmen der generalistischen Ausbildung die Praxiszeit in Einrichtungen der Altenpflege um die Hälfte reduziert. Auch der Anteil an altenpflegespezifischen Fachinhalten wird zugunsten von Breitenwissen deutlich reduziert. In der Praxis spielt dann die Pflege nach Lebensphasen keine Rolle mehr. Dabei liegen die Unterschiede zwischen zum Beispiel Neugeborenen, suchtkranken Jugendlichen oder Menschen mit Demenz auf der Hand.

Im Anschluss an eine generalistische Pflegeausbildung wird in Zukunft eine Spezialisierung zur Altenpflege erforderlich sein. Damit verlängert sich die Ausbildungszeit faktisch und sie muss von den Auszubildenden selbst bezahlt werden. Das macht die Ausbildung unattraktiv.

Verordnung
Um den Gesetzvorschlag sinnvoll diskutieren zu können, sollte auch die vollständige Ausbildungs- und Prüfungsverordnung vorgelegt werden. Hier gibt es aber derzeit nur Eckpunkte, in denen die Bundesregierung von einer konkreten Festlegung der Inhalte absieht.

Finanzierung
Wie man es dreht und wendet: Einen maßgeblichen Anteil der Kosten für die generalistische Ausbildung werden am Ende die Pflegebedürftigen tragen müssen. Das bedeutet aber, für Pflegeleistungen ist weniger Geld in der Kasse. Damit steigt der Druck auf die politischen Entscheidungsträger, aus der generalistischen Pflegeausbildung einen Erfolg zu machen. Umso lauter sollten die Alarmglocken läuten, wenn der Erfolg von vielen Experten angezweifelt wird.

Europa
Fachkräftemangel in der Altenpflege ist kein deutsches Problem. Immer mehr europäische Länder mit einem generalistischen Pflegeberuf erkennen, dass sie nicht gut gerüstet sind. Zusätzliche Ausbildungen entstehen und die Altenpflege wird dort aufgebaut. Das steht deutlich im Widerspruch zu dem Weg, den Deutschland gerade im Begriff ist einzuschlagen.

Weiteres Ungemach droht durch die EU-Berufsanerkennungsrichtlinie, die auch in Deutschland umgesetzt werden muss. Deren Inhalte sind für die generalistische Pflegeausbildung maßgeblich. Sie sind aber nur an der Krankenpflege ausgerichtet. Damit droht den originären Altenpflegeinhalten eine Marginalisierung.

Fazit
In jedem Gesetzgebungsverfahren stellt sich die Frage nach möglichen Verbesserungen. Bei der Generalistik wäre es sinnvoller, wenn der Gesetzgeber noch einmal einen Schritt zurückgehen würde. Es herrscht Einigkeit darüber, dass es auch in den nächsten Jahren gelingen muss, viele junge Menschen für eine Pflegeausbildung zu begeistern. Dafür wäre es besser, das bestehende System weiterzuentwickeln, anstatt mit einem Systemwechsel zu riskieren, die Erfolge der Vergangenheit leichtfertig zu verspielen.




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