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Nachsorge durch geschulte Pflegekräfte hilft Herzinfarktpatienten

Die Lebensqualität von älteren Herzinfarkt-Patienten lässt sich ohne Mehrkosten durch ein sogenanntes Case Management im Anschluss an den Krankenhausaufenthalt wesentlich verbessern. Das berichten Gesundheitsökonomen des Helmholtz Zentrums München in der Zeitschrift ‚Value in Health‘.

Laut den Autoren um Dr. Hildegard Seidl vom Institut für Gesundheitsökonomie und Management im Gesundheitswesen (IGM) und Dr. Inge Kirchberger vom Institut für Epidemiologie II (EPI II) führen die regelmäßigen Kontakte und Informationsprogramme durch geschulte Pflegekräfte zudem zu weiteren positiven Effekten: So verbessern sich die Muskelkraft und die Blutfettwerte, während sich geringere körperliche Einschränkungen zeigen und sich die Patienten gesünder ernähren.

Die Ergebnisse gehen zurück auf Daten der KORINNA-Studie, für die die Wissenschaftler über 300 Herzinfarkt-Patienten ab einem Alter von 65 Jahren untersucht hatten. Sie wurden nach ihrem Krankenhausaufenthalt gemäß dem Zufallsprinzip in zwei Gruppen eingeteilt. Eine erhielt die übliche Behandlung nach deutschen Standards, die andere zusätzlich ein sogenanntes Case Management durch entsprechend geschulte Pflegekräfte: Dazu gehörten etwa Informationsmaterialien bei Klinikentlassung, Hausbesuche und regelmäßige Telefonkontakte (mindestens alle 3 Monate).

Erstautorin Seidl erklärt die Hypothese: „Wir wollten testen, ob die höhere Informationsdichte zu Themen wie Medikamenteneinnahme, Ernährung oder psychosozialen Aspekten und eine Anleitung zur Messung wichtiger Parameter wie Blutdruck, Puls oder Blutzucker, bei Patienten zu einer besseren Lebensqualität führt.“ Denn ältere Patienten mit Herzinfarkt leiden laut den Autoren häufig unter Begleiterkrankungen, die zu Mehrfachmedikation, reduzierter Lebensqualität und Wiedereinweisungen ins Krankenhaus führen können. In Deutschland sei aber bisher kein Case Management für ältere Patienten mit Herzinfarkt angeboten und evaluiert worden.

„Gute Informationsgrundlage für rationale Entscheidungen“

„Unser Gesundheitswesen sieht sich durch demographische Entwicklungen und teure Innovationen immens steigenden Kosten gegenüber“, sagt Studienleiter Prof. Dr. Rolf Holle. „Kosteneffektive Lösungen, die das Befinden der Patienten verbessern sind nötiger denn je“, so der stellvertretende Institutsdirektor des IGM weiter. Daher sei es sinnvoll zu prüfen, ob die nun publizierten Ergebnisse auch in eine mögliche Handlungsempfehlung münden sollten.

„Die von uns durchgeführte Studie schafft eine gute Informationsgrundlage, anhand der die zuständigen Stellen in der Gesundheitspolitik rationale Entscheidungen treffen können“, erklärt Seidl. „Die Ergebnisse liefern wissenschaftliche Evidenz dazu, dass die ergänzende Versorgung durch ein Case Management bei älteren Menschen die Gesundheit kosteneffektiv verbessern kann. Es ist zu überlegen, ob die Richtlinie zur Übertragung ärztlicher Tätigkeiten auf Pflegekräfte* um die Diagnose Herzinfarkt zu erweitern ist und so ein Case Management für diese Patientengruppe zu ermöglichen.“

Herzinfarkt ist eine der Haupttodesursachen weltweit. Patienten, die bereits einen Herzinfarkt hatten, haben ein hohes Risiko für einen Reinfarkt, das durch eine Lebensstiländerung und Verbesserung der Zuverlässigkeit der Medikamenteneinnahme verringert werden kann. Dies erfordert jedoch einen engen und anhaltenden Kontakt zum Therapeuten, der durch niederschwellige Angebote gefördert werden kann.

* Konkret handelt es sich hier um die Richtlinie nach § 63 Abs. 3c SGB V

Die KORINNA-Studie: Gesundheitsökonomische Analyse eines Case-Managementprogramms bei älteren Herzinfarktpatienten. In der monozentrischen Studie wurden 340 Patienten mit akutem Herzinfarkt und Alter ab 65 Jahren im Klinikum Augsburg rekrutiert und per Zufall der Interventions- bzw. Kontrollgruppe zugewiesen. In der Interventionsgruppe erhielten die Patienten über drei Jahre jeweils einen oder bei Bedarf mehrere Hausbesuche durch geschultes Personal sowie vierteljährliche telefonische Beratungen, die Teilnehmer in der Kontrollgruppe erhielten die übliche Versorgung. In beiden Gruppen wurden der Gesundheitszustand und die Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen alle drei Monate telefonisch erfragt. Primäres Zielkriterium war die Zeit ab Entlassung vom Basisaufenthalt bis zur ersten ungeplanten Rehospitalisierung (bzw. bis zum Tod außerhalb des Krankenhauses). Sekundäre Zielkriterien, wie klinische Messparameter, Funktionsfähigkeit, Depressivität und gesundheitsbezogene Lebensqualität wurden bei der Untersuchung nach drei Jahren erhoben. Kosten der Krankenhausaufenthalte wurden aus den administrativen Daten ermittelt, alle anderen Kosten wurden aus den Patientenangaben nach dem Unit Cost-Ansatz geschätzt. Weitere Informationen finden Sie unter: www.lgl.bayern.de/gesundheit/gesundheitsversorgung/informationsplattform_versorgungsforschung/akteure/helmholtz_schwpkt1_projekt1.htm und http://www.helmholtz-muenchen.de/igm/forschung/projekte/abgeschlossene/korinna/index.html




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